Azerbaijan - Qax und Zaqatala und Umgebung - von Qashqacay nach Ilisu und Mamrux und von Qebizdere nach Car
6 Tage in der Region um Qax and Zaqatala.
26. Juli Qashqacay
In Qashqacay lassen wir uns am Laden absetzen, ein kleiner Einkauf ist schon wieder nötig. Hübsche alte Häuser gibt es hier auch. Wir gehen ans Ufer des Qashqacay Flusses. Finden wir hier einen guten Zeltplatz? Nein, wir nehmen lieber einen auf der anderen Seite auf einer kleinen Wiese etwas oberhalb des Ufers. Der Fluss ist in dieser Zeit eher ein Bach, man kommt leicht hinüber und wir können uns nun nach dem Aufbau frisch machen. Zu uns gesellt sich ein junger Mann mit Englischkenntnissen aus dem Dorf. Wir erzählen unsere Wanderplanung und fragen auch, ob es Bären oder Wölfe gibt - Ja, im Wald schon. OK. Er geht wieder und wir erleben den Moment der gesamten Sommerreise: Der Imam singt, und seinen Gesang begleitet Geheul. Wir blicken zum Zelt, denn das Geheul kommt aus dieser Richtung. Wir sehen nichts im Licht der Dämmerung, gehen zum Zelt und sind etwas beruhigter, dass das Geheul von weiter oberhalb aus verschiedenen Richtungen im Wald kommt. Kurz nachdem der Imam fertig ist, beendet auch der Schakal-Chor seine Begleitung. Zunächst dachten wir an Wölfe, doch später erfahren wir von einem Hirten, dass es Schakale waren - nicht gefährlich. In der Nacht bleibt alles ruhig.
Am Morgen nutzen wir den Windschatten der Mauer beim Kaffeekochen und freuen uns über Aprikosen. Den Start haben wir uns einfacher vorgestellt. Es gibt mehrere Pfade, die nicht auf der Karte sind. Und die Quelle findet sich nicht am Bach, sondern ein Hirte zeig sie uns auf der Wiese unter einem Stein. Er füllt unsere Behälter geschickt aus dem Kanal mit frischem Wasser. Der Weg durch den Wald ist normal, aber langweilig. Oben wartet wieder Weidelandschaft auf uns, ein verlassenes Camp, und der Weg führt nun um den Hügel Kabay herum. Hier verschwindet der Pfad in Pflanzen. Ihn zwischen dem Riesenbärenklau, den Brennnesselsn und Ranken zu erkennen, ist nicht möglich. Das Vorankommen ist dramatisch langsam, und wir sind uns oft nicht sicher, wie es weitergehen soll. Wenn zwischen den Pflanzen ein Weg ausgetreten ist, so findet sich manches Mal Bären-Poo, und der Weg endet doch im dichten Riesenbärenklaufeld. Doch wieder auf den Grat ansteigen? Ja, um das Feld herum kommen wir an ein weiteres verlassenes Camp. Hier hat sich der Riesenbärenklau ein großes Feld erobert. Gegenüber am nächsten Berghang sieht es nicht mehr überwachsen aus, eher dass es erodierte Geröllhänge geben könnte, nunja. Der Weg vom Camp führt abwärts in den Wald, endlich bleiben angedeutete Pfadspuren länger erhalten. Sie führen sicher auf den anderen Berghang und unter den Geröllhängen entlang.
27. Juli Qashqacay Ilisu
An dem Hang queren wir weit hinüber, bevor es wieder steil bergauf geht. Oben ist wieder ein Camp. Es ist ruhig, wir sind froh und machen Selfies mit dem neuen Tal im Hintergrund. Doch das Pferd in ein wenig Entfernung wird unruhig, und schon bellen in unserer Nähe Hunde. Es sind 5 Hunde, doch sie werden zum Glück nicht angriffslustig. Wir können uns langsam aus dem Camp auf unseren weiteren Weg machen. Die Weidelandschaft hier ist sehr hübsch, der nächste Hirte hat seine Hunde im Griff. Eine Herde Pferde steht noch am Weg, dann beginnt der steile Abstieg nach Ilisu. Am Fort oberhalb des Ortes schauen wir uns um, sprechen mit einem Azerbaijanischen Touristenpaar und kommen dann ins Dorf. Ein Gästehaus gibt es offenbar nicht mehr, nur eine größere Hotelanlage am Rand des Dorfes oberhalb. Also kaufen wir noch etwas ein und suchen uns am Fluss Kürmükcay im trockenen Teil des Flussbetts einen sichtgeschützten Zeltplatz. Hier atmen wir tief durch nach dem anstrengenden, aufreibenden Tag in dieser eigentlich unruhigen Umgebung, waschen uns im Fluss und kochen uns noch etwas Leckeres.
Die Nacht am Nebenfluss des Kürmükcay ist ruhig. Wir waschen noch ein paar Sachen vor dem Frühstück, weil die Sonne scheint. Dann geht es zunächst am Kürmükcay entlang flussaufwärts. An einem geschlossenen Restaurant füllen wir unsere Wasservorräte. Drei Tage werden wir nun bis Mamrux wandern. An der Furt durch den Fluss kommen nacheinander zwei Jeeps entgegen, Das Wasser ist schnell fließend, aber nicht tief. Auf der anderen Seite erfrischen wir uns noch an einem kleinen Wasserfall, dann kommt ein Stück Schotterstraße aufwärts, aber schon bald ein Wiesenpfad. So haben wir uns das Wandern im Kaukasus vorgestellt. Wiesen und weiter Blick auf die Berglandschaft von Azerbaijan und der russischen Provinz Dagestan. Auf einer Weide ist eine große Rinderherde mit vielen Kälbern. Die Kühe sind nicht nur sehr aufmerksam, sondern kommen auch auf uns zu, obwohl wir schon einen weiten Bogen um sie herum eingeschlagen haben. Antjes Brüllen schüchtert sie dann doch ein, zum Glück.
28. Juli Ilisu Kürmükcay Saribash
Auf 1900 m Höhe gibt es wieder fließendes Wasser, sehr schön. Wenig später kommen wir an ein Hirtencamp, drei Hirten und 5 Hunde. Wir werden zu Tee, Brot und Käse eingeladen, bekommen unseren Wasservorrat komplett gefüllt und viel Brot und Käse für den Weg. Eine Stunde steigen wir auf Wiesen weiter auf 2520 m. Hier suchen wir uns einen Zeltplatz; wir sind nun oberhalb von Saribash. Die Sonne scheint, fürs Kochen müssen wir in einen kleinen Shelter gehen, weil hier oben wahrscheinlich immer Wind weht. Auch heute Nacht bietet sich wieder das 100 Sterne Hotel.
Friedlich und sonnig ist der Morgen mit grandiosem Blick auf die Berglandschaft, nachdem wir um 7 Uhr aus dem Zelt nur kurz Hundegebell gehört haben. Das Zelt muss trocknen, dann wandern wir über die Wiesen, meist auf dem Grat entlang. Die Herden treffen wir jeweils mit einem Hirten, eine sogar ohne Hunde. An einem Hang spricht uns ein junger Hirte an und warnt uns vor dem weiteren Weg in den Bezirk des weißen Flusses (oder doch Tees?). Seine vorgeschlagene Alternative hinunter ins Tal zu unserer Rechten mit einem Abschnitt auf russischem Gebiet kommt für uns aus mehreren Gründen nicht in Frage.
29. Juli Saribash Köhne Suvagil
Der weitere Weg wird kniffliger; das sah man schon bei unserer Diskussion. Aber die erodierten Abschnitte sind sehr kurz und zügig ohne Unsicherheit gemeistert. Der Ausblick hier oben entlang unseres schmalen Gratweges und in die Täler ist unvergleichlich. Während unserer Picnicpause kommt ein Hirte mit seiner Herde vorbei und gesellt sich zu uns. Wir bekommen Ayran und eine Gurke, beides ein erfrischender Genuss. Bremsen mit knallgrünen Augen gibt es hier, und ein Raubvogel zieht seine Kreise über uns.
Der Grat ist nun nicht mehr so schmal. In einem Sattel ist tatsächlich eine Wasserquelle wie auf der Karte verzeichnet. Das Wasser fließt frisch in eine Trogkette. Wir füllen unsere Vorräte wieder komplett auf und trinken auch genüsslich. Gerade als wir fertig sind, kommt eine Herde von der anderen Seite. Das gezielte Getummel ist ein faszinierendes Schauspiel. Dann sind sie schon weitergezogen; der Hirte war kaum zu bemerken. 100 m weiter finden wir einen guten Zeltplatz. So kehren wir zum Frischmachen an die Wasserstelle zurück und sind gerade fertig, als die nächste Herde kommt. Der Hirte ist wieder sehr gelassen, aber sein Hund bellt ausgiebig. Nun ziehen ein paar Wolken vor die Sonne, aber beim und nach dem Kochen kehrt die orange Abendsonne zurück. Ein paar Pferde mit Glöckchen kommen noch an die Tröge, dann sinken wir glücklich in unseren Schlafsack.
Um halb 7 Uhr werden wir von Hundegebell geweckt. Als wir etwas später aus dem Zelt kommen, ist es wieder ruhig und leer. Unser Frühstück bleibt ungestört, auch der Abbau, dann kommt die Herde mit den Hunden zurück. Wir gehen ein Stück unseres Weges gemeinsam, sind dann aber schneller. Die tolle Aussicht können wir noch eine Weile genießen, die wenigen Wolken sind unterhalb. Wir treffen noch einen Hirten, mit dem wir ein wenig austauschen, wie immer eher mit Gesten als mit Worten. Eine Einladung zum Tee in einem Shelter lehnen wir ab.
30. Juli Köhne Suvagil Mamrux Zaqatala
Dann geht es doch leider wieder hinab in den Wald. Ein paar Rinder laufen vor uns her steil abwärts durch den Wald und über Lichtungen. Dann bleiben sie in einem Waldabschnitt, und wir passieren weiter abwärts. Im Wald immer noch auf 1500 m Höhe kommen wir zum letzten Shelter. Wir werden eingeladen, hier nehmen wir an. Tee, Brot, dann noch eine Suppe, viel Austausch, fast 2 Stunden. Dann gehen wir beim Abstieg nach Mamrux zunächst über Wiesen. Der Weg ist nicht mehr so deutlich, bleibt auch im Wald fast auf der gleichen Höhe. Hier ist er nochmal breit, aber laut Karte geht nun ein kleiner Pfad links weggegabelt weiter und steigt entlang von Gratabschnitten auch wieder an, aber wird immer undeutlicher bzw. verschwindet sogar. Wir zweifeln und verlaufen uns auch deshalb. Der gpx-Pfad ist in der Realität nur noch eine Idee des Durchkommens. Immer wieder sind Brombeerfelder im Weg oder das Unterholz wird in anderer Weise dichter. Es ist ein unangenehmer Kampf und Krampf, das kann nicht richtig sein. Aber die letzten klaren Wege verliefen in die falsche Richtung. Daher bleiben wir im Durchhalte-Modus, zumal es endlich wirklich bergab geht. Aber es dauert noch eine anstrengende Stunde, bevor wir wieder einen wirklichen Weg haben. Das letzte Stück davor ist noch einmal besonders steil und unwegsam.
Aber nun haben wir es unverletzt geschafft. Der Weg ist nun wieder super klar und breit. Wo führt er hinter uns hin? Nach kurzer Zeit gelangen wir nach Mamrux. Hier sind ganz offenbar nicht viele Touristen. An einem der ersten Häuser steht eine Frau an der Schubkarre vor dem Tor. Jetzt müsste man plaudern können. Auf dem Weg durch den Ort zum Laden scheint die Abendsonne auf die Häuser. Beim Laden (Magazin) bekommen wir eine kleine Führung zur alten Moschee und Albanischen Kirche gegenüber. Hier bekommen wir auch ein Taxi nach Zaqatala, weil die Wanderung auf diesem Abschnitt nicht interessant klingt. Eine Unterkunft haben wir noch nicht. Unser erstes Ziel, das EZ Hotel kann uns kein Zimmer anbieten, ein Hotel im Ausgeh-Zentrum hat geschlossen. So nehmen wir ein Taxi an den Stadtrand ins Tala Rooms. Das Zimmer ist gut, aber der Verkehr ist sehr laut zu hören.
Vom Hotel lassen wir uns nach dem guten Frühstück nach Qebizdere bringen. Dieser Ort liegt am östlichen Rand des Bezirks Zaqatala, hier beginnt oder endet der Trans Caucasian Trail in Azerbaijan. Die nächste Region ist schon die Grenzregion nach Armenien.
31. Juli Zaqatala Qebizdere Katex
Der Fluss und der Ort auf dem anderen Ufer heißen Katex. Hier gibt es laut Reiseführer einen sehenswerten Wasserfall. Am Campingplatz lassen wir uns Bier abfüllen und kaufen Brot. Der Wasserfall ist gesperrt. Hm, wir gehen trotzdem auf den Weg dorthin, durch den Fluss und auf der anderen Seite am Ufer entlang und kommen zu einem Sperrposten an einer Schranke, der tatsächlich mit zwei jungen Männern besetzt ist. Sonst hätten wir vermutlich noch geschaut, warum der Weg gesperrt ist. Also gehen wir zurück zu einem schönen Pool in einem Seitenarm des Katex Flusses. Hier gehen auch zwei junge Männer in Tarnkleidung herum. Sie haben Brombeeren gepflückt und wollen nun im Pool baden. Also suchen wir für diese Zeit wieder flussaufwärts einen ruhigen Platz. Da kommen von der großen Wiese oberhalb einige Soldaten auf uns zu und sind ganz aufgeregt, dass wir hier nicht weitergehen dürfen. Wir verstehen nicht, warum, auch ihre Aufregung nicht, zumal weiter hinten ja noch der Sperrposten kommt. Aber zum Diskutieren sind sie ganz und gar nicht bereit, also ziehen wir uns wieder zurück. Dort sind die beiden von vorhin nun auch aufgeregt, aber nicht so sehr. Nun können wir im Pool baden und die Kühle hier genießen, weil es sehr heiß und sonnig ist.
Nach unserem Bad kommen noch 4 Soldaten zum Baden. Wir furten zurück auf die Qebizdere Seite, suchen uns hier einen Platz mit ausreichend Abstand von anderen, und chillen hier mit Füßen oder mehr im Wasser. Hier bauen wir auch das Zelt auf. Der letzte Sonnenuntergang am Zelt ist schön, die letzte Nacht im Zelt ruhig.
Heute ist es zum Frühstück mal bedeckt. Erst beim Wanderstart scheint die Sonne wieder unvermindert heiß. Wir wandern heute zum Abshluss nach Car oberhalb von Zaqatala, bevor wir am Abend in Sheki übernachten. Am Campingplatz wird Wasser nachgefüllt, alles sonst haben wir noch. Am Weg sind einige Familien, die mit ihrer Unruhe schöne Schattenplätze im Wald einnehmen.
1. August Katex Qebizdere Shamilkova Car Zaqatala Sheki
Der Weg ist deutlich und gut markiert. Er führt immerzu aufwärts von 550 m auf 1850 m, aber bleibt langweilig, bis er aus dem Wald führt. Die Weidelandschaft ist nicht so spektakulär wie zwischen Ilisu und Mamrux, aber die Siedlung Shamilkova mit ihren Häusern und Zäunen ist in dieser Höhe etwas Besonderes. Magomed mit Frau und Enkelin laden uns zu Tee, Melone, Brot und Syr (Käse) ein, sehr lecker, mit einigem Austausch auch zur Karte und Fotos. Der Abschnitt auf den Wiesen ist nicht sehr lang, eine Quelle fließt nicht, ist nur grünfeucht, dann geht es steil wieder abwärts in den Wald hinein, aber sehr gut begehbar. Unten nahe Car grillt eine Gruppe älterer Männer. Sie bieten uns sofort einen ihrer Hähnchenspieße an, wieder sehr lecker und völlig überraschend.
Entsprechend gut gelaunt gehen wir durch die Straßen von Car abwärts. Die Marshrutka kommt uns entgegen, nimmt uns später aber mit nach Zaqatala. Hier nehmen wir ein Taxi zum Busbahnhof, gehen dann aber auf das Angebot des Fahrers ein, dass er uns direkt nach Sheki fährt. Prima. Dort gibt er uns am Stadtrand an ein lokales Taxi weiter, und so kommen wir zu unserem MinAli Hotel. Dieses Mal haben wir ein noch ruhigeres Zimmer, das Essen im Restaurant gegenüber beginnt wieder mit Dovga. Ein guter Abend zum Ausklang.
Die Route von Sheki nach Islamabad beginnt mit einem Taxi zum Avtovaqzal, der Marshrutka nach Baku, dann der Metro in die Stadt zum Platz des 28. Juni. Eine Baustelle an der Metro verhndert den erneuten Besuch der Altstadt, schade. So gibt es nur ein Getränk im Segafredo und schon bald die Weiterfahrt mit dem Flughafenbus.
2. August Sheki Baku
Das war eine schöne Zeit in Azerbaijan. Auf dem TCT muss man einiges beachten, weil er nicht durchgängig gut ist. Die Landschaft ist sehenswert, aber den Kaukasus in diesem Land haben wir nun erledigt.